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Dirk Sluyter
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Film [Drama, wahre Begebenheiten]

Die Schwimmerinnen

Zwei Frauen stehen lachend im Meer

Netflix
Drama, wahre Begebenheiten

Ein unscheinbares Cover für einen ergreifenden Film! Wer in letzter Zeit auf der Netflix-Startseite unterwegs war, der hat womöglich verpasst, worin es in diesem Drama wirklich geht, denn für viele zeigt die Zusammenfassung von “Die Schwimmerinnen” nicht viel mehr als eine Frontalaufnahme von Schauspieler Matthias Schweighöfer. Dass dieser allerdings nur eine kleine Rolle spielt und der Film von deutschen RomComs kaum weiter entfernt sein könnte, das merkt man schnell.

Junge Frau unterhält sich mit Schwimmtrainer Matthias Schweighöfer
Laura Radford/Netflix © 2022

Der lange Weg aus Syrien nach Deutschland

Die Schwimmerinnen erzählt die lange Reise dreier junger Flüchtender aus dem Damaskus nach Deutschland. Anstelle der Balkan-Route entscheiden sie sich für den beschwerlichen Weg über das Mittelmeer. Dass diese Geschichte gesäumt wird von bedrückenden Bildern und schrecklichen Realitäten ist wohl keine Überraschung. Aber der Film trifft auf einer völlig anderen Ebene als erwartet. Denn vor allem erzählt Die Schwimmerinnen die Geschichte von zwei völlig normalen Schwestern, die ihr Leben nicht von der beschwerlichen Reise diktieren lassen. Regisseur Jack Thorne beschreibt den Film als eine Geschichte der Emanzipation, in der zwei junge Frauen beschließen, die Macht über ihr Leben zurückzuerlangen, indem sie ihre von Krieg geformte Heimat verlassen. Und auch Drehbuchautorin Sally El Hosaini sieht Die Schwimmerinnen als die komplizierte Beziehung zweier Schwestern, die an- und miteinander wachsen. Obwohl beide professionelle Schwimmerinnen sind, könnten sie unterschiedlicher nicht sein - und auch die beiden Hauptdarstellerinnen Manal und Nathalie Issa könnten als Schwestern nicht besser für die vielschichtige Dynamik besetzt sein.

Gruppe Flüchtender wandert auf verlassenen Bahnschienen
Laura Radford/Netflix © 2022

Zwischen Olympiabecken und dem Mittelmeer liegt eine weite Welt

Die Schwimmerinnen lässt nur erahnen, welche Schrecken und Belastungen Flüchtende auf ihrer Reise ertragen müssen. Und dennoch nimmt der Film seine Zuschauer - vielleicht gerade deswegen - auf eine schmerzhaft vertraute Art und Weise gefangen. In verletzlichen, teilweise auch lustigen Szenen entfaltet sich die Beziehung der Protagonistinnen ganz natürlich. Die charismatischen Hauptdarstellerinnen erwecken ein realistisches Bild ihrer Jugend und Ambitionen - eine Eigenschaft, die die echte Yusra Mardini geradewegs zu den Olympischen Spielen in Rio führte. Auch diese Phase, das Ankommen in der neuen Heimat, zeichnet der Film überzeugend und empathisch nach. Ohne dramatische Überspitzung und mit zielgerichteter Ernsthaftigkeit weist der Abschluss auf die Missstände hin, die viele Flüchtende auf der Welt nach wie vor ertragen müssen. Auch Yusras und Saras Reise ist bis heute nicht zuende, doch diesen Streckenabschnitt ihres Lebens bringt der Film auf überzeugend nahe.

 

Fazit: 4/5 Wettkampf-Medaillen. Die Schwimmerinnen bringt die unvorstellbaren Erlebnisse Geflüchteter nahe, ohne dabei Opferrollen zuzuweisen. Berührend und überzeugend.


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!