Responsive image

on air: 

Aaron Knipper
---
---
Maedchen_SoMe_02

#mitreden: Hass und Hetze

Unser Thema vom 17. Februar 2022

Hass und Hetze

Am Donnerstag dem 17. Februar 2022 haben Timo und Tim mit euch über Hass und Hetze geredet.

„Alle Politiker sind völlig verblödet“, die Medien „dumme Erfüllungsgehilfen des Staates“, „Migranten wird alles in den Arsch gesteckt“ und „wer sich für das Klima engagiert, soll erstmal am Auspuff schnuppern“. Erschreckende Aussagen, die so in den Sozialen Medien zu finden sind. Die Komplexität internationaler Konflikte, die Auswirkungen der Coronakrise und die Klima-Entwicklungen scheinen derart abartige Reaktionen vermehrt hervorzurufen. Aber nicht nur bei neuen großen Herausforderungen der Gesellschaft und auch nicht nur im Netz, auch auf kleiner und ganz persönlicher Ebene müssen Menschen Erfahrungen mit Hass und Hetze machen – auch bei uns in Bielefeld. Wir haben mit euch über ganz persönliche Erfahrungen, über den Umgang damit und über Möglichkeiten der Verhinderung diskutiert.

Mit dabei war auch Bielefelds Sozialdezernent und Corona-Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger

So lief der Audiochat

Hier hört ihr Ausschnitte der Diskussion:

Begonnen haben wir die Diskussion mit der Frage, was Hass und Hetze denn überhaupt sind. Unser Gast, Bielefelds Sozialdezernent und Corona-Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger hat seine Definition vorgestellt:

Ingo Nürnberger selbst ist auch oft mit Hass und Hetze konfrontiert. Er steht in der Öffentlichkeit und wurde zum Beispiel auch bei uns auf der Radio Bielefeld Facebookseite nach einem Interview beleidigt:

Aber auch außerhalb der Sozialen Medien ist Hass und Hetze vorhanden. Heike hat ihre Erfahrungen damit machen müssen:

Heike hat in #mitreden von einem Vorfall erzählt, der schockiert:

Doch dabei blieb es nicht. Der Mann kam Heike auch körperlich bedrohlich nahe und die Beleidigungen wurden schärfer:

Heike versuchte der Situation zu entkommen und hoffte auch auf die Hilfe der anderen Personen im Bus:

Diese eine Frau sagte dann auch später als Zeugin aus, was sie im Bus beobachtet hatte. Die vom Busfahrer herbeigerufene Polizei nahm den Mann, der zunächst leugnete, was vorgefallen war, fest. Auf die Bitte von Heike wurde Strafanzeige gestellt. Im anschließenden Strafverfahren wurde gegen ihn ein Strafbefehl mit einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen erlassen. Für Heike ist die Sache aber noch nicht erledigt. Der Mann habe bis heute kein Bedauern ausgedrückt und sie befürchtet, dass er auch künftig gegen Menschen mit andere Geschlechtsidentität (Trans*, Inter*, non-binär*) genauso aggresiv vorgeht. Deshalb hat sie auch eine Zivilklage eingereicht. Ingo Nürnberger kann dies nachvollziehen und hat eine Theorie zur ausgebliebenen Zivilcourage der anderen Fahrgäste:

Von einer Diskriminierung mittels Hass und Hetze konnte auch Anna berichten. Annas Tochter ist phasenweise auf den Rollstuhl angewiesen und hat eine Betreuerin mit dunkler Hautfarbe. Auch sie werde regelmäßig beleidigt:

Die in den geschilderten Fällen vermisste Zivilcourage konnte Ricarda bei einem Vorfall, den sie zusammen mit ihrer Mutter erleben musste, nicht beklagen. Ganz im Gegenteil. Ricarda beschreibt, wie wichtig es für sie war, dass andere Menschen ihr zur Seite standen:

Die Frage nach dem "Warum" haben wir auch gestellt. Wieso glauben manche Menschen mit Hass und Hetze um sich werfen zu müssen? Im Vorfeld hatte uns dazu schon Elisabeth ihre Gedanken zukommen lassen, die leider nicht an #mitreden teilnehmen konnte. Auch Ingo Nürnberger hat seine Gedanken dazu mit uns geteilt und Gordana hat wissenschaftliche Theorien ergänzt:

Bei Gordana selbst sind es meist Online-Kommentare die sie mit Hass und Hetze treffen sollen. Sie arbeitet für den Internetblock "Volksverpetzer". Der Block checkt Fakemeldungen aus dem Netz und deckt auf, wer dahintersteckt. Zusammen mit Ingo Nürnberger hat Gordana auch über Möglichkeiten der Vorbeugung gesprochen:

Hier kommt ihr direkt zur Seite hassmelden.de

Aktuell sieht Anna in zunehmendem Hass und immer mehr Hetze ein echtes Gesellschaftsproblem. Sie will wissen, was denn jetzt beispielsweise in der Coronathematik geschehen muss, damit die Stimmung sich nicht noch weiter anheizt und hat auch selbst eine Idee:

Eine Perspektive gegen Hass und Hetze sieht Ingo Nürnberger auch darin, wenn wir als Gesellschaft wieder mehr miteinander ins Gespräch kommen. Das Gefühl einiger, manche Dinge nicht mehr sagen zu können und nicht mehr mitreden zu können, sei ein Problem. Er setzt auf Dialog:

Wir sagen Danke für alle offenen Worte, Meinungen und Statements, die ihr mit uns bei #mitreden besprochen habt. Wir freuen uns auf weitere spannende Diskussionen mit euch!