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Serie [Action, Satire, FSK18]

The Boys

Streaming-tipp: The Boys

Staffel 3 (8 Folgen)

Amazon Prime Video
Action, Satire, FSK18

Alle guten Dinge sind drei - das denken sich auch die Macher der beliebten Schocker-Serie The Boys und kehren mit einer dritten Staffel zurück: und eines steht fest: sie ist noch bunter, noch blutiger und noch abgedrehter. Ein weiteres Mal entführt sie uns in eine Welt, in der Superhelden real sind - und leider auch korrupt, arrogant und größenwahnsinnig. Was die dritte Staffel der Serie kann und wer sich freuen darf, das klären wir im Streaming-Tipp.

Eine Rückkehr mit Knall

Schon die ersten Folgen der dritten Staffel lassen keinen Zweifel offen: The Boys ist nicht da, um zu spaßen. Es scheint, als wären die Autoren ambitioniert, nun noch eine Stufe weiterzugehen - und das trotz FSK18-Rating und zahlreicher Schocker-Szenen in den vorigen beiden Staffeln. Das ist definitiv nichts für schwache Nerven und droht in einigen Szenen auch in die Effekthascherei abzudriften. Einige Szenen lassen wohl große Teile des Publikums stirnrunzelnd zurück. Das Handwerk bleibt dabei aber eines der besten seiner Zeit. Die CGI- und Effekt-Macher von The Boys sind die talentiertesten der Branche und lassen so einige Marvel und DC-Szenen ziemlich alt aussehen. Klar, dass das Drehbuch sich häufig anfühlt, als wolle es vor allem diese Stärken präsentieren - leider spürt man das in der dritten Staffel sehr viel häufiger als in den Vorgängern.

The Boys
(c) 2022 Amazon

Wo bleibt die Story?

Zugegeben, es ist nicht einfach, zurück in die zahlreichen Plotlines der Serie zu finden. Ein Rewatch der ersten beiden Staffeln ist empfehlenswert, doch wenn man erstmal wieder reinkommt, erinnert man sich schnell, wofür man die Charaktere so sehr geliebt hat. Während Antagonist Homelander sich wie gewohnt in immer fragwürdigere Höhen und Tiefen steigert, kämpfen die Hauptcharaktere ein weiteres Mal mit dem Spagat zwischen der Superhelden-Jagd und ihrem Privatleben. Besonders Butcher, gespielt von Karl Urban, tut sich in dieser Staffel als stärkster Protagonist hervor, der nach seinem Verlust in der letzten Staffel einen völlig neuen, sehr viel radikaleren Weg einschlägt. Am Ende sind es immer noch diese intensiven Charaktermomente, die The Boys auch in der dritten Runde zu einer fesselnden Geschichte machen. Jeder Charakter verfolgt neben der Story auch eine eigene Mission - und auch, wenn das manchmal ziemlich überladen wirken kann, finden sich doch immer wieder überzeugende Höhe- und Tiefpunkte in den individuellen Reisen der Protagonisten.

The Boys
(c) 2022 Amazon

Treffer - versenkt?

Die erste Staffel The Boys kam mit so unerwartetem Drive daher, dass man gar nicht anders konnte, als sie zu lieben: rotzig, versaut und unzensiert war sie eine willkommene Abwechslung zu den Hochglanz-Superhelden unserer Zeit. Staffel 2 hat uns dann gezeigt, wie viel mehr in der Story der Serie steckt: Charaktere wurden vertieft, es gab neue Wendungen und Plottwists. Warum also gehen wir mit gemischten Gefühlen aus der dritten Staffel?
Einerseits ist da sicherlich der Faktor, dass die Schocker-Szenen immer plakativer werden. Mittlerweile hat man das Gefühl, dass die Serie sich selbst überbieten will, egal in welcher Hinsicht: sexuell, auf Ekel-Ebene oder mit roher Gewalt. Und dann gibt es in dieser Staffel auch kaum große Wendungen hinsichtlich der Story: große Überraschungen gibt es keine, der Trailer nimmt ziemlich viel vorweg und der große Höhepunkt bleibt auch aus. Alles in allem verliert The Boys in Staffel 3 ein wenig an Fahrt, aber das ist noch immer meckern auf hohem Niveau. Zusammengenommen handelt es sich nach wie vor um eine frische, konsistent gute Serie, die ihre Charaktere stetig ausbaut und erweitert.

Fazit:  Eingeschränkte Binge-Empfehlung. Wer The Boys bisher mochte, wird auch hier seinen Spaß haben - denn Staffel 3 fährt alle Eigenschaften der Serie nochmal auf 120%  hoch.


Staffel 1 und 2 (je 8 Folgen)

Amazon Prime Video
Action, Satire, FSK18

Batman, Superman, Batman vs. Superman, JOKER, Justice League, Avengers... Derzeit gibt es Superhelden-Content, wohin man blickt. Eigentlich ist es verwunderlich, dass noch nicht mehr Menschen der formelhaften Erzählungen müde geworden sind. Für alle, die das Genre eigentlich mögen, aber sich nach etwas Neuem sehnen - und auch für alle, die einfach nicht genug von Superhelden und Action bekommen können - ist Rettung in Sicht. Schnallt euch an, denn das hier wird anders, als alles Andere: The Boys ist nicht hier, um zu scherzen.

Streaming-Tipp - Szene aus "The Boys"
(c) Amazon Studios

Unzensiert auf die Zwölf 

The Boys gibt wirklich alles, um die gängigen Regeln des guten Geschmacks zu brechen: Sex, Gewalt, Drogen - all das wird einem so permanent um die Ohren gehauen, dass man irgendwann denkt, da geht gar nicht noch mehr. Und dann schafft es die Serie doch wieder irgendwie, seine Zuschauer halb geschockt, halb lachend zurückzulassen. 

The Boys ist alles, was DC und Marvel nicht sind: dreckig, unzensiert und mitleidlos. Ausnahmsweise sehen wir die Superhelden nicht als strahlende Ritter der Moderne, nein - in dieser Gesellschaft werden Superkräfte vom Kommerz regiert. Marken, Filme, Baumarkteröffnungen: jeder, der eine besondere Fähigkeit hat, vermarktet diese ohne Skrupel und versinkt in Narzissmus und Größenwahn. The Boys dreht das Superhelden-Universum auf links und lacht damit allen großen Franchises ins Gesicht.

Die feine Grenze zwischen Superheld und Superschurke 

Wie Marvel und DC basiert auch The Boys auf einer Comicvorlage. Diese parodiert seine Mitbewerber allerdings mitleidlos und ist damit nie aktueller gewesen, als jetzt. Die Hauptprotagonisten Hughie und Butcher besitzen selbst keine Superkräfte und haben jeder eigene Gründe dafür, den Superhelden das Handwerk legen zu wollen. Dabei sehen sie sich allerdings gnadenlosem Kapitalismus und blutiger Gewalt gegenüber gestellt. The Boys ist nichts für schwache Nerven, denn es folgt ein Schocker auf den Nächsten. Und trotzdem wird die Handlung nie zu flach. Sympathische Charaktere und einnehmende Stories kontrastieren mit den derben Witzen und Bildern, aber formen zusammen am Ende doch etwas, was man sich gerne ansieht...zumindest meistens. 

Von der Liebe fürs blutige Handwerk 

Trotz aller Drastik ist spürbar, dass Liebhaber am Werk sind. Denn nicht nur die Dialoge sitzen, auch Special Effects, MakeUp und Kostüme strahlen Liebe zum Detail aus. Die Anspielungen auf bekannte Superhelden-Ikonen sind teilweise sehr offensichtlich, teilweise wunderbar versteckt. Es ist spürbar, wie viel Spaß und kreative Energie in der Serie steckt, und diese wird auch belohnt. Nach zwei Staffeln wurde bereits die dritte angekündigt. Vielleicht liefert The Boys so lange einen Gegenentwurf zum Marvel- und DC-Lager, wie es dieses gibt. Und so lange werde ich auch einschalten, um einen anderen Blick auf die Welt der Superhelden zu bekommen.

Fazit: Klare Binge-Empfehlung für alle, die frischen Wind in ihrem Superhelden-Kosmos brauchen - aber ihr solltet starke Nerven mitbringen!


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!