Disney+
Eine Staffel, 10 Folgen
Drama, True Crime
“Manche Leute sind einfach nicht dafür bestimmt, reich zu sein” - harte Worte, die sich Hauptprotagonist Steve Banerjee von der eigenen Mutter gefallen lassen muss. Doch wie so oft im Leben scheint die Mutter auch in der Serie Welcome to Chippendales Recht zu behalten: was als grandiose Geschäftsidee beginnt, wird bald zu einer Spirale aus Kriminalität und Intrigen, die Disney+-Zuschauer voll in ihren Bann zieht.
Es beginnt mit einer wahren Geschichte, großen Träumen und männlichen Strippern
Zugegeben: es ist kein konventionelles Geschäftsfeld, dass Somen “Steve” Banerjee auswählt, um es an die Spitze zu schaffen. Auf einen erfolglosen Backgammon-Club und eine halbherzig geführte Disco folgt für den Geschäftsmann mit indischen Wurzeln endlich der große Einfall: ein Stripclub, in den einzig Frauen eingeladen sind. Chippendales heißt der bekannte Club, der 1975 ein einzigartiges Konzept aufweist - und die Geschichte der prestigekrönten Einrichtung ist nicht erfunden. Die handlung pendelt stetig zwischen True Crime, Drama und Comedy, entführt seine Zuschauer zurück in die schillernden 70er und erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich in seinen eigenen Ambitionen verliert.
Eine Zeitreise zum Mitnehmen
Sie ist nicht die einzige Stärke der Serie, und doch ein überzeugendes Argument: die authentischen Vipes der 70er, die Welcome to Chippendales mühelos einfängt. Die Klänge von Disco-Funk, breite Krawatten und knallige Outfits, Oldtimer und warme Farben nehmen uns mit in ein längst vergangenes Los Angeles, das das Lebensgefühl eines ganzen Jahrzehnts aufgreift. Dazu kommen die interessanten und gut durchdachten Charaktere, die eine tolle Dynamik entwickeln. Neben Geschäftsführer Steve wäre da der exzentrische Choreograph Nick, seine mathematisch begabte Ehefrau Irene und die abgehalfterte Designerin Denise. Auch die Tänzer kommen nicht zu kurz: vor allem Quentin Plair als einziger afroamerikanischer Tänzer des Ensembles macht hier einen tollen ersten Auftritt. Gemeinsam bringen sie den Alltag eines Millionengeschäfts überzeugend auf den Bildschirm - mit allen Höhen, Tiefen und Konflikten.
Eine ganze Auswahl an entscheidenden Themen
Anders als bei anderen True Crime-Produktionen steht das Thema Crime hier nicht im Vordergrund. Welcome to Chippendales schafft nicht nur das Portrait eines vielschichtigen Jahrzehnts, sondern webt ein weiteres Thema in seine Story ein. Nicht nur Lead-Tänzer Otis hat aufgrund seiner Hautfarbe mit Vorurteilen zu kämpfen, auch Steve selbst sieht sich durch die amerikanische Gesellschaft und seine indische Familie mit jeder Menge Erwartungen und Einschränkungen konfrontiert. Dass es hier kein richtig oder falsch gibt, kein gut und böse, wird vor allem in seinem Charakter deutlich: Die Serie erhebt nicht den Zeigefinger, zeigt aber auch mitleidlos auf, wie oft die Entscheidung zwischen Offenheit und Profit auf letzteres fällt.
Fazit: Klare Binge-Empfehlung. Wer sich auf male striptease freut, der wird nicht enttäuscht. Doch in 'Welcome to Chippendales' stecken noch diverse andere Geschichten, für die sich das Einschalten lohnt.
Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)
Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.